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Klima und Bewässerung an Coating anpassen

Coatings mildern das Gewächshausklima: Das gibt Spielraum, um Klima und Bewässerung anders zu steuern. Zwei Kulturberater erzählen, welche Prinzipien bei Tomaten, Gerbera und Alstroemeria gelten.

Marco van Noord

„Der Motor der Kühlung im Gewächshaus ist die Pflanze selbst. Im Sommer ist es wichtig, die Pflanzentemperatur zu senken. Dafür muss man die Pflanze gut am Wachsen halten, sodass sie sich selbst durch Verdunstung kühlen kann. Ein Coating ist dabei ein wichtiges Hilfsmittel“, sagt Marco van Noord von Horti-Consult International.
Er berät Tomatenanbauer in Nordwesteuropa. In dieser Region können stark vegetativ wachsende Sorten vermutlich ohne Coating auskommen, nimmt er an. „Aber bei einer generativen Sorte oder starker Empfindlichkeit gegen Blütenendfäule empfehle ich immer ReduFuse IR. Bei sehr extremem Wetter im Sommer eventuell ergänzt durch SprayChalk.“
Der Coating senkt die Kopftemperatur und sorgt dafür, dass die Pflanze länger aktiv und widerstandsfähiger bleibt. Van Noord empfiehlt, den Coating im Frühjahr aufzubringen: März-April ist die beste Zeit dafür. „Anfangs bewirkt der Coating dann eine etwas niedrigere Gewächshaustemperatur. Dem muss man Rechnung tragen, indem man morgens die Nach-Nachttemperatur 0,5-1 °C höher einstellt. Außerdem kann in den ersten Wochen etwas später mit der Wasserzufuhr begonnen werden. Wenn man normalerweise mit einer Einstrahlung von 150 W anfängt, kann man bei einer Coating mit 200 W beginnen. Das spart eine halbe Stunde“, sagt er.
Im Hochsommer kann bei Landklima zusätzliche Kühlung erforderlich sein, zum Beispiel durch eine Schicht SprayChalk auf der diffusen Schicht. „Als Notbremse kann man auch das feste Schattierungsschirm zuziehen, aber dann hat man die Wärme schon im Gewächshaus. Eigentlich muss man die Wärme gerade draußen halten. Das macht man mit einem Coating.“

Marco van Noord von Horti-Consult International berät Tomatenanbauer in Nordwesteuropa.

Nachttemperatur

Hochdruckvernebelung ist auf dem Vormarsch, wenn es darum geht, eine verbesserte Kühlung zu realisieren. „Auch dabei gilt: Dann ist die Wärme schon drinnen. Darum ist die Kombination von Coating und Hochdruckvernebelung eine gute Lösung. Damit bleibt die Pflanze aktiver“, führt er aus.
Außerdem geht es darum, die Nacht so weit wie möglich dafür zu nutzen, die Temperatur wieder zu senken. Das heißt: Die Vornacht verlängern, indem man die Fenster öffnet, aber nur einen Spalt, um nicht zu viel Feuchtigkeit zu verlieren.  Man muss dafür sorgen, dass die Mindesttemperatur eine Stunde vor Sonnenaufgang erreicht wird.“
Als Regel für die Bewässerung legt er das 3- bis 3,2-fache der Lichtzahl zugrunde. Bei 2000 Joule zum Beispiel muss man dann 6 Liter gießen. „Mit einem Coating ist es zu Beginn das 2,8-fache. Aber später gibt es keinen Unterschied mehr. Auch bei einem Coating gibt man über das Jahr hinweg eigentlich nicht weniger Wasser. Aber man hat trotzdem eine höhere Kühlleistung.“

Alstroemeria und Gerbera

Auch Kulturberater Marco de Groot von der Flori Consult Group rät seinen Kunden oft, ReduFuse IR einzusetzen. Er ist Spezialist auf dem Gebiet Gerbera und Alstroemeria und betreut Gartenbauer in Europa und Nordamerika. „Vorher verwendeten die Gartenbauer auch schon mal ReduHeat. Die Erfahrungen damit waren wechselhaft. Manchmal war die Pflanze zu kurz und ihre Qualität verschlechterte sich. ReduSol zeigte dann eine bessere Wirkung. Unter ReduFuse IR wurden in den letzten Jahren aber gute Ergebnisse erzielt“, erzählt er.

"Wenn die Pflanze besser verdunstet, bleibt die Gewächshaustemperatur beträchtlich niedriger und die Pflanze aktiver."

Marco de Groot

Marco de Groot von der Flori Consult Group betreut Gerbera- und Alstroemeriazüchter in Europa und Nordamerika.

Alstroemeria verdunsten nicht leicht; diese Pflanzen schließen nachmittags schon bald die Spaltöffnungen. Mit dem diffusen Coating bleiben sie allerdings viel länger offen. „Das muss man wirklich berücksichtigen. Die Pflanze verdunstet mehr und dadurch muss man deutlich mehr Wasser geben, vor allem durch Erhöhung der Frequenz. Die Intervalle zwischen den Gießrunden werden also kürzer.“
Das gilt sowohl für im Boden als auch auf Substrat angebaute Alstroemeria. Auch bei Gerbera muss man viel kürzere Intervalle einplanen, beispielsweise alle 30 Minuten gießen, meint er.

Das ganze Jahr über diffuses Licht

Wenn die Pflanze besser verdunstet, bleibt die Gewächshaustemperatur beträchtlich niedriger und die Pflanze aktiver. „Ich bin ein großer Befürworter von diffusem Licht und betreue die Kultur im Rahmen des Projekts ‚Alstroemeria der Zukunft‘, das von Wageningen University & Research geleitet wird. Ein Teil davon ist der Nutzen von diffusem Licht das ganze Jahr über.“
Die Flori Consult Group verwendet eine Tabelle, um Licht- und Temperaturniveau in Übereinstimmung zu bringen, die sogenannte PAR-Tabelle (PAR = photosynthetisch aktive Strahlung). „Das ändert sich auch mit Coatings nicht. Auf unsere Empfehlung hin haben alle unsere Kunden in den letzten Jahren ein PAR-Meter im Gewächshaus installiert und regulieren damit die Temperatur entsprechend dem aktuellen Lichtniveau. Die Messungen zeigen, dass man bei wechselhaftem Wetter immer etwas zu spät dran ist, wenn man ein festes Schattierungsschirm verwendet. Mit einem Coating ist man dagegen immer rechtzeitig. Bei wechselhaftem Wetter hat man mit einem Coating netto mehr PAR im Gewächshaus als mit einer Schirmanlage. Das hat zur Folge, dass man unter ReduFuse IR auf Grundlage der PAR-Tabelle eine etwas höhere Temperatur aufrechterhalten kann als unter einer festen Schirmanlage.“

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